Diego Armando Maradona

       

WM 2006: Diego Maradona zeigt sich als freudestrahlender Fan begeistert von der argentinischen Nationalmannschaft. Ihm geht es so gut wie lange nicht mehr.

Das argentinische Weltwunder
mit der Hand Gottes

25. Juni 1986: 114.800 Zuschauer im Aztekenstadion von Mexiko-City hält nichts mehr auf den Sitzen. Diego Armando Maradona hat soeben die belgische Abwehr ausgetanzt. 2:0 - sein zweiter Treffer in diesem Weltmeisterschafts-Halbfinale. Somit stand Argentinien im Finale, wo sie 4 Tage später auf Deutschland trafen. In diesen 4 Tagen drehte sich alles nur um eine Frage: Konnten die DFB-Kicker den nur 1,66 Meter kleinen Wunderkicker stoppen? Nein! Am 29. Juni 1986 um 15:40 Ortszeit schickt "El Pibe de Oro" (zu deutsch: "Der Goldjunge") seinen Mitspieler Burruchaga auf den Weg zum 3:2 Siegtreffer. Fünf Minuten später pfeift der damalige Schiedsrichter Arpphi Filho das Spiel ab - Argentinien war zum zweiten mal nach 1978 Weltmeister. Am späten Abend des selbigen Tages sprach der Coach des Erfolges, Bilardo, einem ganzen Volk aus der Seele, als er sagte: "Ich danke Gott, dass Diego als Argentinier geboren wurde, ...."

Müll, streunende Hunde, Hunger und Gewalt - das ist die Welt in die Diego am 30.Oktober 1960 hineingeboren wurde. Doch er hatte Glück: Mit drei Jahren traf  er die Liebe seines Lebens. Sein Vater schenkte ihm einen Lederfußball. "Ich habe ihn die ganze Nacht in den Armen gehalten", erinnert sich Diego Jahrzehnte später. Tagtäglich kickte er nun in den Gassen von Fiorito, einem Vorort von Buenos Aires. Stunde um Stunde, bis es stockdunkel war. Als ihn ein Späher des Profi-Teams Argentinos Juniors entdeckte, war der Ball längst ein Teil seines Körpers geworden.

Diego ist neun Jahre alt. Er wurde in die Nachwuchsmannschaft der Argentinos aufgenommen. "Las Cebollitas" (zu deutsch: "Die Zwiebelchen") kassierte in 140 Spielen in Folge nicht eine einzige Niederlage. Ein Jahr später: Halbzeit im Ligaspiel Argentinos gegen Boca Juniors. "Dieguito" und ein Ball wurden als Pausenunterhaltung auf den Platz geschickt. Der Ball tanzte auf seinem Kopf, hüpfte auf seinen Schultern, bleibt auf den Fuß Kleben und auf den Schenkeln - den Ball berührte der Ball in einer Viertelstunde nicht ein einziges Mal. Das Publikum raste vor Begeisterung: " Weitermachen, Weitermachen." Und Diego machte weiter ...

Diego war 15 Jahre alt (!), da durfte er das erste Mal in der Profi-Liga mitspielen, mit 17 folgte der erste Auftritt im Nationalteam. Als jüngster Spieler aller Zeiten wurde er Dollar-Millionär. Ein Jahr später, 1979, der erste große Triumph: Diego führte das Junioren-Team zum WM-Titel. Nun schlugen sich alle um den Wunderfußballer. Die Boca Juniors bekamen den Zuschlag - als Leihgabe für ein Jahr. Der Preis Vier Millionen Dollar plus sechs Spieler. Der Club ging fast pleite, doch Maradona holte mit ihnen die Meisterschaft.

1982 wechselte Diego nach Europa, für umgerechnet 19,2 Millionen Mark. Weltrekord! Doch der FC Barcelona hatte wenig Freude an ihm. War es der frühe Ruhm? Statt durch Meisterschaften machte er durch Schlägereien, durchzechte Nächte oder Platzverweise Schlagzeilen. "Diego war fantastisch, trotz seiner Skandale", erinnert sich Bernd Schuster, damals Maradonas Teamkamerad und Zimmernachbar im Trainingslager, "von uns Spielern nahm's ihm keiner übel, wenn er zu spät zum Training kam und nach einer Viertelstunde wieder abhaute." 1984 machte sich Diego endgültig davon. Beim Pokalfinale gegen Athletic Bilbao (0:1) wird er in eine Prügelei verwickelt. Drei Monate Sperre - dann beginnt das Abenteuer Italien ...

31 Schlafzimmer, sechs Bäder, einen Riesenpool und eine Garage für ein gutes Dutzend Ferraris, Mercedes und andere Nobelschlitten - so ist die "Villa Paradiso 216", sein neues Zuhause vor den Toren Neapels, ausgestattet. Zeitweise tummelten sich dort 50 Menschen. Es war der Maradona-Clan, ein Gemisch aus Familie, Freunden, Freundesfreunden, Leibwächtern und Managern. "Parasiten", sagt ein Vertrauter. Diego zahlte, wenn sein Clan einkaufen ging. Oft hörten die Geschäftsleute den Satz: "Schicken sie die Rechnung an Maradona." Geld spielte ja keine Rolle: 2,5 Millionen Mark verdiente Diego pro Saison - bar auf die Hand. Dazu Extras: 30.000 Mark für ein Siegtor, 100.000 für Freundschaftsspiele, 25 Prozent aller  Fanartikelerlöse und Sponsorengelder.
Die Ablösesumme von 24 Millionen Mark, die der SSC Neapel nach Barcelona überwies, war gut angelegt: Neapels Präsident erhöhte nach Maradonas Verpflichtung die Stadionpreis um 120 Prozent. Nach drei Tagen waren schon 67.000 Dauerkarten verkauft. Dabei ist die Stadt die ärmste Italiens. Doch die katholischen Neapolitaner glaubten an das Wunder. Diego vollbrachte es, er stillte ihre Sehnsucht nach Ruhm. Erstmals in der 61jährigen Vereinsgeschichte holte "Dieguito" 1987 den Meisterschaftstitel nach Neapel, dazu den Pokal. 1989 führte er sein Team zum UEFA-Pokal-Sieg, 1990 zu erneuten Meisterschaft. Ein Heiliger, ein Halbgott - die Verehrung kannte keine Grenzen mehr.

"Ich kann nicht mehr, ich will sterben." Als Polizisten Maradona im April 1991 aus seiner Wohnung in Buenos Aires abführen, ist sein Gesicht aufgedunsen, die Augen sind glasig. Von Neapel war er in seine Heimat geflüchtet. Denn knapp sechs Wochen vorher wurde ihm nach einem Liga-Spiel Kokain-Missbrauch nachgewiesen - anschließend war die Jagd auf Diego Armando Maradona eröffnet: Verhaftung, Freilassung auf Kaution, Rückfälle, Kündigungen von Werbeverträgen. Aus dem "Göttlichen" war ein "Verdammter" geworden. Jahre später zieht Diego Bilanz: "Ich habe den Rummel nicht mehr ertragen. Nur das Kokain machte mein Leben im goldenen Käfig erträglich." Für 15 Monate sperrte ihn die FIFA.

Seine Rückkehr absolvierte er in Spanien - beim FC Sevilla. Jedoch wurde er nach 26 Spielen wieder entlassen. Er galt als untrainierbar. Dann wechselte er zurück nach Argentinien - bei den Newell's Old Boys.

Das Drama bei der WM 1994: Allen Unkenrufen zum Trotz bringt sich der abgestürzte und übergewichtige Superstar mit eigenem Fitnesstrainer und einer Spezialdiät noch einmal in Form - und trumpft in den Gruppenspielen bei der WM '94 in den USA groß auf, fast wie in seinen besten Tagen. Dann der 30. Juni 1994 - seine Dopingprobe war positiv! Ephedrin, ein Hustenmittel. Diego beteuerte seine Unschuld. Wieder lautete das Urteil 15 Monate Sperre. Ein heilsamer Schock? Nein! Maradona weiß: "Ich werde immer süchtig sein."

Sein letzter Versuch: "So sollte meine Karriere nicht zu Ende gehen. Ich wollte nicht als abgetakeltes Drogenwrack in die Geschichte eingehen." Ein letztes Mal bereitete er sich auf ein Comeback vor. Für  das Team, mit dem er 1981 seinen ersten Clubtitel gewann - die Boca Juniors. 29mal noch schürte "Dieguito" seine Fußballschuhe. Sie waren wie eh und je viel zu eng und stets neu. Am 28. August 1997 trifft Boca auf Argentinos, jenen Verein, bei dem Diego 1976 sein Profi-Debüt gab. Einmal noch hieß es: "Goooool Maradonaaaaaaa." - Endstand 4:2. Der Kreis hatte sich geschlossen ...

Am Boden zerstört: Im September 1997 erfuhr Maradona, dass der argentinische Verband ihn wegen Dopings sperren wollte. Diego zog die Konsequenzen: Am 25. Oktober 1997 spielte er sein letztes Match und kehrte trotz vieler Angebote nie wieder zurück.

Zur Jahrtausendwende kam Maradona ins Krankenhaus (in Uruguay), er hatte schon wieder Kokain eingenommen. Dort stellten die Ärzte eine lebensbedrohliche Herzkrankheit fest. Man riet ihm nie wieder zu trinken und nie wieder Drogen zu nehmen. Auf Kuba machte er nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine harte Entziehungskur.

Am 26. Mai 2000 nahm er dann sogar eine Einladung seines Freundes Lothar Matthäus für dessen Abschiedsspiel beim FC Bayern an. Und spielte im FC-Bayern-Dream-Team gegen die deutsche Nationalmannschaft. Zwar immer unbedrängt aber immer brilliant.

Am Ende des Jahres spielte dann sein Ex-Verein Boca Juniors um den Weltpokal gegen Real Madrid in Tokio. Natürlich wollte Diego unbedingt dabei sein, doch die Japaner verweigerten ihm die Einreise. Aber bei der Siegesfeier in Buenos Aires feierte er ausgelassen.

Am 10. November 2001 fand sein Abschiedsspiel statt. Er siegte mit der Argentinischen Nationalelf gegen eine Weltauswahl mit 6:3. Zwei Elfmetertore steuerte er bei. 50.000 Zuschauer jubelten ihm zu, egal was er tat. Maradona dankte seinen Fans: "Jeder sollte einmal fühlen, was ihr mir geboten habt."

Zu seinen Ehren sperrte der Argentinische Verband in Ewigkeit die Vergabe der Nummer 10 in der Nationalmannschaft. Die FIFA widersprach dem allerdings bei der WM 2002.

Im April 2004 kam Maradona mit Herz-Rhythmusstörungen und Lungenentzündung ins Krankenhaus. Vermutlich ein Rückfall seines Drogenproblems. Nach einigen Tagen Intensivstation und lautstarker Unterstützung seiner Fans meldete er sich zurück. Seinen Problemen versucht er nun mit einer Drogenentziehungskur in Kuba entgegenzuwirken - nicht das erste Mal.

Nach und nach bekam er seine Probleme in den Griff und zeigte sich als Fan bei der WM 2006 in Deutschland in guter Verfassung. Vor allem das er seine Gewichtsprobleme in den Griff bekam beeindruckte.

Im Oktober 2008 dann die Sensation. Trotz seiner Misserfolge bei argentinischen Zweitligisten als Trainer, benannte der argentinische Verband ihn als Nationaltrainer. Ihm zur Seite stehen allerdings ein kompetenter Stab an Assistenztrainern, u.a. Carlos Bilardo dem argentinischen Weltmeistertrainer von 1986, zudem u.a. auch Goycochea und Batista.

Spieler-Info

Nationalität: Argentinier
Geburtstag:
30. Oktober 1960
Geburtsort:
Fiorito
Größe:
1,66 Meter
Gewicht:
77 Kilogramm
Position:
Spielmacher hinter den Spitzen
Verein: Karriere beendet (Vereine: siehe Bilanz)
Trikotnummer:
10
Hobbys:
Autos, Politik
Länderspiele:
91 (34 Tore)
Starker Fuß:
links
Inside Facts: 

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Wie kein zweiter kümmerte sich Diego um die Interessen seiner Mitspieler. In Neapel setzte er durch, dass auch auf der Tribüne sitzende Spieler Prämien erhielten.

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1995 gründete er eine Spieler-Organisation.

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Maradona verbindet eine Freundschaft zum kubanischen Staatspräsidenten Fidel Castro, den er trotz aller Schwächen für ein Genie hält.

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Das Trikot mit der Nummer 10 beim SSC Neapel ist auf Ewigkeiten für Diego Maradona reserviert. Es darf von keinem anderem im Verein getragen werden.

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Sein unehelicher Sohn spielt auch beim SSC Neapel.

Bilanz (pro Saison)

Vereine

1976         Argentinos Juniors (Argentinien)   11 Spiele    02 Tore
1977         Argentinos Juniors (Argentinien)   49 Spiele    19 Tore
1978         Argentinos Juniors (Argentinien)   35 Spiele    25 Tore
1979         Argentinos Juniors (Argentinien)   27 Spiele    26 Tore
1980         Argentinos Juniors (Argentinien)   45 Spiele    43 Tore
1981         Boca Juniors (Argentinien)            40 Spiele    28 Tore
1982/83    FC Barcelona (Spanien)                35 Spiele    22 Tore
1983/84    FC Barcelona (Spanien)                23 Spiele    15 Tore
1984/85    SSC Neapel (Italien)                     ?? Spiele    17 Tore
1985/86    SSC Neapel (Italien)                     ?? Spiele    13 Tore
1986/87    SSC Neapel (Italien)                     ?? Spiele    17 Tore
1987/88    SSC Neapel (Italien)                     ?? Spiele    23 Tore
1988/89    SSC Neapel (Italien)                     ?? Spiele    19 Tore
1989/90    SSC Neapel (Italien)                     ?? Spiele    18 Tore
1990/91    SSC Neapel (Italien)                     ?? Spiele    10 Tore
1992/93    FC Sevilla (Spanien)                     25 Spiele    04 Tore
1993/94    Newell's Old Boys (Argentinien)     03 Spiele    00 Tore
1995/96    Boca Juniors (Argentinien)            24 Spiele    05 Tore
1996/97    Boca Juniors (Argentinien)            05 Spiele    02 Tore

Nationalmannschaft

1979-1994    Argentinien        91 A-Länderspiele    34 Tore

Titel-Bilanz

Nationalmannschaft (Argentinien)

1x Junioren-Weltmeister (1979)
3x Südamerikameister (1983, 1987, 1989)
1x Weltmeister (1986)
1x Vizeweltmeister (1990)

Vereine

1x Argentinischer Meister (Boca Juniors) 1981
1x Spanischer Pokalsieger (FC Barcelona 1982/83
2x Italienischer Meister (SSC Neapel) 1986/87, 1989/90
1x Italienischer Pokalsieger (SSC Neapel) 1986/87
1x UEFA-Pokal (SSC Neapel) 1988/89

Auszeichnungen

6x Südamerikas Fußballer des Jahres (1979, 1980, 1986, 1989, 1990, 1992)
1x Weltsportler des Jahres (1986)
1x Bester argentinischer Spieler aller Zeiten (1993)

       

Für mehr Infos über den vielleicht besten Spieler aller Zeiten wählt: http://www.vivadiego.com. [Englisch, Spanisch, Italienisch]

 

 

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